Planetenpaare umrahmen die Aprilnächte
von Thomas W. Kraupe, Astronom und Direktor des Planetarium Hamburg
Der Sternenpodcast April 2018
Ihr Audioguide für die Sterne. Ob zuhause mit der Sternkarte oder unterwegs unter freiem Himmel - Planetariumsdirektor Thomas Kraupe führt Sie zu den interessantesten Sternbildern und Himmelsereignissen - jeden Monat neu und kostenlos. Hier können Sie die mp3-Audio-Datei direkt herunter laden. Dieser Podcast des Planetarium Hamburg wird Ihnen in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Abendblatt präsentiert - mit freundlicher Unterstützung unserer Audio-Partner Prime Time Studios und Audio Consulting Group.
Der höllische Abendstern
Immer später geht die Sonne unter - immer länger müssen wir warten, bis es dunkel genug wird, um Sterne zu sehen. Doch ein strahlend heller „Stern“ taucht bereits in der hellen Abenddämmerung über dem Westhorizont auf - der „Abendstern”. Er ist jedoch kein selbstleuchtender „Fixstern“ - sondern ein “Wanderstern” wie die Erde auch, beleuchtet von der Sonne: unser Nachbarplanet Venus!
Benannt wurde Venus zwar nach der römischen Göttin der Liebe, aber sie gleicht eher einer Hölle: Lavaströme haben die Planetenoberfläche mit kilometerdicken Magmaschichten überdeckt. Aus dichten Wolken regnet es Schwefelsäure auf den über 400 Grad heißen und dunkelrot glühenden Venusboden. Auf diesem Boden lastet ein Druck, der dem in etwa 900 Metern Meerestiefe gleichkommt. Ein Astronaut auf der Venus würde von dieser höllischen Umwelt plattgedrückt, geröstet und anschließend weggeätzt….
Mitte April finden wir Venus an der Grenze vom Widder zum Sternbild Stier. Im letzten Monatsdrittel zieht der Abendstern rund 3 Grad südlich an den Plejaden, dem Siebengestirn, vorbei. Am Südhorizont funkelt gegen Ende der Abenddämmerung auch noch Sirius, der hellste Fixstern. Sirius, im Sternbild „Großer Hund“, folgt Venus und dem Wintersternbild Orion Richtung Westen und geht Mitte April bereits gegen 23 Uhr unter.
Riesenplanet Jupiter regiert die Nacht
Jupiter, der „König der Planeten“ übernimmt die Regentschaft über den Nachthimmel. Gegen Ende April kann man Jupiter und Venus gegen 22 Uhr sogar gleichzeitig und auf etwa gleicher Höhe im Südosten bzw. im Südwesten sehen und vergleichen. Jupiter leuchtet zwar nicht so hell wie Venus, doch sobald er nach Mitternacht höher in die Südrichtung gestiegen ist, erscheint er uns am dunklen Himmel sogar noch heller - er ist der hellste Lichtpunkt am Nachthimmel!
Er wandert rückläufig, d.h. westwärts, im Sternbild Waage. Am 30. April, einen Tag bevor unser Mond als Vollmond der Sonne am Himmel gegenüber steht, zieht unser Erdtrabant an Jupiter vorbei.
Der Große Wagen - unser Wegweiser
Sobald es endlich dunkel genug für die schwächeren Sterne geworden ist, finden wir, hoch über unseren Köpfen, das vertraute Muster der sieben Sterne des „Großen Wagens“. Es ist dies nur der hellere Teil des viel größeren Sternbildes „Großer Bär”.
Die beiden Sterne, die die Rückwand des Wagens markieren, weisen in der einen Richtung zum Nordstern - in der gegenüberliegenden Richtung führen sie uns nach Süden, zum Sternentrapez des Löwen mit dem Hauptstern Regulus. Der Kopf und die Mähne des Löwen erheben sich von Regulus aus in Form einer sichelförmigen Sternengruppe.
Verlängern wir den Deichselbogen des Wagens, so gelangen wir zu dem hellen rötlichen Stern Arktur im Bärenhüter (lateinisch: „Bootes“) - und weiter zu Spica, dem bläulich funkelnden hellen Hauptstern der Jungfrau. Sie folgt dem Löwen im Tierkreis und passiert kurz nach Mitternacht die Himmelsmitte, gefolgt von der Waage mit dem hellen Jupiter.
Mars trifft Saturn im Schützen
Ab 4 Uhr morgens, wenn Jupiter die Himmelsmitte längst erreicht hat, kommt es zum großen Finale der Aprilnächte: Links von Jupiter taucht nach dem Skorpion auch das südlichste Tierkreissternbild Schütze auf - mit dem Planetenpaar Mars-Saturn. Mars rückt rasch ostwärts im Schützen voran. Am 2. April zieht er in etwas mehr als 1 Grad Distanz südlich am Ringplaneten vorbei. Am 7. April ist Mars schon 3 Grad von Saturn entfernt, und rechts neben ihnen leuchtet der abnehmende Mond. Bis zum Monatsende trennen die beiden Planeten bereits 14 Grad.
Morgendliche Sternschnuppen
Der Meteorschauer der Lyriden erreicht um den 21./22.April sein Maximum. Vor allem bei einem pechschwarzen Himmelshintergrund sind die zumeist eher schwach leuchtenden Schnuppen in den Stunden nach Mitternacht zu sehen. Ab und zu wird man auch in den Nächten davor und danach noch einige dieser von einem Kometen stammenden Partikel sehen, wie sie auf unsere Atmosphäre prallen und dabei aufleuchten.